Besuch von Dr. Alessandro Bellardita

Dr. Alessandro Bellardita am Friedrich-Abel-Gymnasium zu Besuch

Mit diesem Zitat des jungen Richters Rosario Livatino, 1990 von der Mafia umgebracht, beginnt Donnerstag, dem 2. Februar 2023 ein mehr als fesselnder Nachmittag mit einem Vortrag von Dr. Alessandro Bellardita vor rund 20 Italienisch-Schülerinnen und -Schülern der Oberstufe des Friedrich-Abel-Gymnasiums. Die seit diesem Schuljahr am FAG unterrichtende Federica Frese hatte den Kontakt hergestellt und den Nachmittag organisiert – vielen Dank hier mit auch an sie!
Auf die Frage einer Schülerin, warum überhaupt sich Bellardita - Autor, Richter und Journalist entschieden habe, an Schulen und anderen Institutionen aufzutreten und über die Mafia zu informieren, verweist er darauf, dass die Mafia und der Kampf gegen sie schon längst Teil des kollektiven italienischen Bewusstseins sei. In Deutschland dagegen gebe es noch viel über mafiöse Strukturen aufzuklären, vor allem sei die jüngere Generation diejenige, die noch etwas bewegen könne im Kampf gegen Korruption und Geldwäsche, vor allem in Deutschland. „Giovanni Falcone – vom Ende der Mafia und von der Essenz der Menschenwürde“ ist Bellarditas gut einstündiger Vortrag übertitelt. Und schon der Titel zeigt: Da werden nicht nur (Anti-)Mafia-Aspekte, sondern auch philosophische Fragen immer wieder unter die Lupe genommen: Denn auch Menschen, die sich gegen die Mafia gestellt haben, mussten sich mit Werten wie Freiheit, Pflicht oder Würde (wie z.B. bei Immanuel Kant oder Hannah Arendt verwendet) auseinandersetzen.
Bellardita verwebt also den (wortwörtlich zu verstehenden blut-) roten Faden der sizilianischen Mafia mit philosophischen Werte-Fragen bis hin zur heutigen deutschen Gesellschaft, in der es immer noch keine oder zu wenig strenge Anti-Mafia-Gesetze oder unabhängig operierende Staatsanwälte gibt – mit der Folge, dass die Mafia in Deutschland viel einfacher als in Italien Geldwäsche betreiben kann. Da gibt es noch viel zu tun. Aber auf die Frage von Felicia Brett, ob es denn überhaupt eine Chance gebe, die Mafia zu besiegen, zitiert Bellardita den ebenfalls von der Mafia 1992 ermordeten Richter Giovanni Falcone: „La mafia è un fenomeno umano e come tutti i fenomeni umani ha un principio, una sua evoluzione e avrà quindi anche una fine.“ („Die Mafia ist ein menschliches Phänomen – und wie alle menschlichen Phänomene hat sie einen Ursprung, eine Entwicklung – und demnach auch ein Ende.“) Ermutigende Worte für die ausgesprochen konzentriert zuhörenden Schülerinnen und Schüler, die nach einem einstündigen, anspruchsvollen Vortrag auf Italienisch immer noch die Energie hatten, fundierte Nachfragen zu stellen.
Und noch etwas gibt Alessandro Bellardita ihnen mit auf ihren Weg: Oft beginnen positive Veränderungen mit ganz kleinen Gesten, indem man z.B. einsteht für seine Rechte, Nein sagt zu Ungerechtigkeit oder Gleichgültig ablegt. CORAGGIO! – diesen Aufruf zum Mut haben alle gehört an diesem informationsreichen und eindrucksvollen italienischen Nachmittag am FAG.