Selbstevaluation 2008/09

1. Thema

Im Schuljahr 2007/08 wurde der an der Schule vermehrte Unterricht in Doppelstunden evaluiert. In diesem Zusammenhang zeigte sich, dass einige Eltern und Schüler unzufrieden sind mit der Hausaufgabensituation. Deshalb entschieden sich das Evaluationsteam (Frau Ernst, Frau Kern, Frau Neumeister, Frau Pfister, Herr Vogt, Frau Bohn, Frau Finkbeiner-Knapp, Frau Heiming, Frau Mendgen, Lisa Burger, Amelie Gruber und Nicola Magino) und die Gesamtlehrerkonferenz im Schuljahr 2008/09 für das Evaluationsthema "Organisation der Vergabe und der Bewältigung von Hausaufgaben".

2. Durchführung

Das Evaluationsteam wählte die sieben Klassen 6c, 6e, 8c, 9a, 9d, 10c und 10f aus, deren Schüler und Eltern die Schülerfragebögen bzw. Elternfragebögen ausfüllen sollten. Dabei war vor allem interessant zu ermitteln, wann und mit wem die Schüler ihre Hausaufgaben erledigen, wodurch sie sich ablenken lassen und ob ihre Hausaufgaben kontrolliert werden. Die Eltern sollten auch angeben, welche Art von Hilfe ihre Kinder benötigen. Eine wichtige Frage war, wie viel Zeit die Schüler für die Erledigung von Hausaufgaben pro Tag benötigen. Da dies meist sehr subjektiv beantwortet wird, entschied sich das Evaluationsteam, Protokollbögen zu entwerfen, auf denen jeweils die Hälfte der Schüler einer Klasse über einen Zeitraum von drei Wochen ihre Hausaufgabensituation protokollieren sollte: die Zeitdauer, die sie pro Unterrichtsfach und Tag für Hausaufgaben und Vokabellernen aufwenden, außerdem den Zeitbedarf pro Tag für die Vorbereitung von Klassenarbeiten, GFS, Wiederholung alter Vokabeln und Sonstigem. Dadurch waren die Schüler für die Frage nach der Zeitdauer sensibilisiert und konnten sie objektiver beantworten.

3. Auswertung

a) Protokollbögen
Die Auswertung der Protokollbögen zeigte, dass für alle befragten Schüler der Zeitbedarf für Hausaufgaben, Vokabellernen, Klassenarbeiten, GFS und Sonstigem im Durchschnitt 50 Minuten pro Tag beträgt, wobei von einer 7-Tage-Woche ausgegangen wurde. Dabei entfallen 25 Minuten auf die aktuellen Hausaufgaben, die die Lehrer aufgeben, und 25 Minuten auf zusätzliche Arbeiten wie Lernen und Vorbereitungen. Die einzelnen Klassen unterscheiden sich in den Zeiten nur geringfügig voneinander.
Es gibt einige Schüler, die pro Tag weniger als 15 Minuten für sämtliche schulische Arbeiten außerhalb des Unterrichts aufwenden. In den Klassen 8c, 10c und 10f ist der Anteil derjenigen Schüler, die sich mit den aktuellen Hausaufgaben weniger als 15 Minuten beschäftigen, besonders hoch: 70% in der 8c, 38% in der 10c und 47% in der 10f. Die Protokollbögen der 10f zeigten, dass viele Schüler vor Leistungskontrollen intensiv arbeiten, so dass der durchschnittliche Gesamtzeitbedarf bei 55 Minuten liegt. Die Arbeitsverteilung ist aber äußerst unausgeglichen.
Bei der Auswertung der Protokollbögen fiel vor allem auf, wie wenig Zeit die meisten Schüler fürs Vokabellernen investieren: für neue Vokabeln im Durchschnitt 4 Minuten pro Tag, für alte Vokabeln lediglich 2 Minuten. Dies entspricht 12% am Gesamtzeitbedarf. Die einzelnen Protokollbögen zeigten, dass es zahlreiche Schüler gibt, die überhaupt keine alten Vokabeln wiederholen, und viele Schüler dies nur sporadisch tun.
Abschließend lässt sich feststellen, dass der Großteil der Schüler durch die häuslichen schulischen Arbeiten nicht überbelastet ist. In den Klassen 8 bis 10 darf sogar gefragt werden, ob die Schule mehr von den Schülern verlangen darf bzw. ob die Schüler überhaupt gewissenhaft genug arbeiten. Was das Thema Vokabellernen betrifft, muss Letzteres eindeutig verneint werden. Zur klassenbezogenen Auswertung siehe unten:

b) Schülerfragebögen
Die Auswertung der Schülerfragebögen lässt mehrere interessante Ergebnisse erkennen. Einige davon sind wirklich erfreulich, andere hingegen zeigen einen unbedingten Handlungsbedarf auf.
Alle Klassen glauben, dass das Erledigen von Hausaufgaben ihnen hilft, den Unterrichtsstoff besser zu verstehen. Ausnahme bildet nur die 9d, bei der 40% der Schüler dies nicht glauben.
In den unteren Klassen macht die Hälfte der Schüler noch gerne Hausaufgaben, ab Klasse 8 sinkt dann der Anteil sehr schnell, in der 8c und 10f auf 20%, in der 9a auf 0%.
Die meisten Schüler beschäftigen sich mittags oder abends mit den Hausaufgaben, wobei aber in den Klassen 9 und 10 etwas mehr als 20% die Hausaufgaben auch noch morgens vor dem Unterricht erledigen, z. T. auch während anderer Unterrichtsfächer und in den Pausen. Ein Großteil der Schüler nutzt Hohlstunden für Hausaufgaben, mit Ausnahme der 6c und 10f, bei denen dies nur ca. 50% betrifft.

 

In allen Klassen machen die Schüler ihre Hausaufgaben überwiegend alleine, z. T. aber auch mit Klassenkameraden oder Eltern, gelegentlich mit Nachhilfelehrern und eher selten mit Geschwistern. Ziemlich hoch fielen die Prozentsätze derjenigen Schüler aus, die sich leicht ablenken lassen: durch Musik oder den Fernseher im Durchschnitt 45% (Klassen 6: 15 bzw. 23%, Klasse 8c: 38%; Klassen 9 und 10: ca. 50–60%).

 

Durch den Computer lassen sich 23% ablenken (Klassen 6: 5 bzw. 8%, Klasse 8c: 15%, Klassen 9 und 10: ca. 25–36%).

 

Durch sonstige Dinge lassen sich 33% ablenken (Klassen 6 und 8: ca. 20–30%, Klassen 9 und 10: ca. 30–50%). Es fällt auf, dass je älter die Schüler werden, desto leichter lassen sie sich durch Musik und/oder den Fernseher ablenken, u. U. wird sogar der Computer zum Chatten, Spielen o. Ä. nebenher benutzt. 80–100% der Schüler verstehen normalerweise, was bei den Hausaufgaben zu tun ist, und 80% denken auch (Ausnahme Klasse 9d: 68%), dass die Aufgaben im Unterricht genügend besprochen werden.

 

Dagegen gaben aber viele an, nämlich 70–90%, dass sie seitens der Lehrer für gut erledigte Hausaufgaben nicht gelobt werden. Auch werden Hausaufgaben im Allgemeinen nicht benotet, am meisten noch in der Klasse 10f mit 21%.

 

Die Schüler gaben mit 46–92% an, dass die Lehrer darauf achten, ob sie ihre Hausaufgaben erledigen. Dies zeigt kein einheitliches Bild. 43–73% (Ausnahme Klasse 9a: 21%) kreuzten an, dass die Lehrer darauf achten, ob ihre Hausaufgaben richtig sind. Beim Vokabellernen gaben 40–80% an (Ausnahme Klasse 8c: 19%), dass der Umfang der zu lernenden Vokabeln zu groß sei. Hier lässt sich aber anmerken, dass, wie oben dargestellt, der Großteil der Schüler entweder gar keine Vokabeln lernt oder nur sehr unzureichend.

 

Bei der Frage nach der Zeitdauer, die für die Hausaufgaben benötigt wird, lässt sich erkennen, dass sich die subjektive Wahrnehmung der Schüler z. T. von der objektiven unterscheidet (außer in den Klassen 10): die Schüler, die die Protokollbögen nicht ausgefüllt haben, gaben tendenziell längere Hausaufgabenzeiten an als diejenigen, die sie ausgefüllt haben.

c) Elternfragebögen
Die Auswertung der Elternfragebögen zeigte, dass in den Klasse 6 ca. 70% der Eltern wissen, welche Hausaufgaben ihr Kind zu erledigen hat. In den anderen Klassen schwankt der Anteil zwischen 16% in Klasse 9a und 43% in Klasse 10f.
Viele Schüler der beiden unteren Klassen benötigen zur Erledigung der Hausaufgaben Hilfe, sei es fachlicher, motivierender oder organisatorischer Art. Die achte Klasse und die beiden neunten Klassen bedürfen vor allem motivierender Hilfe, die beiden zehnten Klassen brauchen insgesamt wenig Hilfe von Seiten der Eltern. Die Eltern gaben an, dass ihre Kinder die Aufgabenstellung der Hausaufgaben normalerweise verstehen, was sich mit den Aussagen der Schüler deckt.
Nicht ganz einig sind sie sich in der Frage, ob die Lehrer die Hausaufgaben gleichmäßig über die Woche verteilen, was allerdings auch von Klasse zu Klasse verschieden ist. Dasselbe gilt für die gleichmäßige Verteilung der Aufgaben durch die Schüler.
In den Klassen 6 achten fast alle Eltern darauf, dass ihr Kind die Hausaufgaben erledigt, in Klasse 8 sind es noch ca. zwei Drittel und in den Klassen 9 und 10 nur noch ca. die Hälfte. Auf die Richtigkeit der Aufgaben achten in den sechsten Klassen ca. 30 bzw. 40% der Eltern, in der achten und den neunten Klassen noch ca. 10% und in den zehnten Klassen praktisch keiner mehr.
Die Fragebögen der Eltern lassen ferner erkennen, dass einige Eltern nicht wissen, dass ihr Kind während der Hausaufgaben Musik hört oder den Fernseher nebenher laufen lässt. Auch sind sie nicht darüber informiert, wie viel ihr Kind den Computer zum Chatten, Spielen o. Ä. benutzt. Die Prozentzahlen für diese Sachverhalte liegen niedriger als diejenigen der Schülerfragebögen.
Die Frage, ob Vokabeln in angemessenen Portionen aufgegeben werden, wurde nicht eindeutig beantwortet. Viele Eltern konnten darüber gar keine Aussage treffen, die anderen tendierten eher zu einem „Ja“, das aber nicht ganz klar ist. Ein relativ hoher Anteil denkt, dass ihr Kind sich die Vokabeln nicht in sinnvolle Portionen einteilt (6e: 65%, 8c: ca. 50%, 6c: ca. 40%, 9a, 9d und 10f: ca. 30% und 10c: ca. 20%).
Im Allgemeinen haben die Eltern den Eindruck, dass ihre Kinder länger an den Hausaufgaben sitzen als dies der Fall ist. Vergleicht man Schüler- und Elternfragebögen, so erkennt man, dass die Werte der Eltern alle etwas nach rechts, also zu einer längeren Hausaufgabendauer, verschoben sind. Einzige Ausnahme bildet die Klasse 9d, in der die Schüler längere Arbeitszeiten angegeben haben als ihre Eltern.

4. Handlungsbedarf

Die Ergebnisse der Evaluation der Hausaufgabensituation weisen in einigen Punkten auf einen Handlungsbedarf hin:

  • Ein zu großer Anteil der Schülerschaft hört während der Bearbeitung der Hausaufgaben Musik oder lässt den Fernseher laufen oder benutzt den Computer zum Spielen o. Ä.
  • Die Belastung durch Vokabellernen wird als zu hoch empfunden. Allerdings hat sich herausgestellt, dass die Schüler generell zu wenig Vokabeln lernen, sowohl neue wie auch alte. Hier sollten Maßnahmen ergriffen werden, die das regelmäßige Lernen/Wiederholen von Vokabeln einfordern. Einige Schüler benötigen noch mehr Hilfe zum Einteilen des Lernpensums über mehrere Tage.
  • Insgesamt entsteht der Eindruck, dass die höheren Klassen zu wenig arbeiten. Ein größerer Umfang an Hausaufgaben wäre möglich.
  • Viele Schüler haben ein schlechtes Zeitmanagement: Sie lernen für Klassenarbeiten und andere Leistungskontrollen nur kurzfristig, dann aber äußerst zeitintensiv. Der Lernstoff sollte durch regelmäßiges Mitlernen besser verinnerlicht werden.
  • Die Hausaufgaben werden von den Lehrern zu wenig kontrolliert und benotet.
  • Die Schüler werden für gut erledigte Hausaufgaben zu wenig gelobt.

Die Auswertungen: