Digital in die Zukunft
In der Coronazeit habe alle von der Digitalisierung der Schule gesprochen. Schließlich fand „damals“ der Unterricht fast ausschließlich in der digitalen Welt statt. Die Regierungen sprachen vom Digitalpakt, der alle deutschen Schulen in die neue Zeit bringen sollten. Geblieben sind die Leih-I-Pads für Lehrerinnen und Lehrer, für Schülerinnen und Schüler. Doch wie diese neue Welt nun aussehen soll, das muss jede Schule jetzt für sich herausfinden. Deshalb fand der Pädagogische Tag am Friedrich-Abel-Gymnasium dieses Jahr unter dem Motto „Digitaler Unterricht: Erfolgreich mit einer neuen Lern- und Prüfungskultur“ statt. Für die Lehrer und Lehrerinnen, einige Eltern und auch Schüler und Schülerinnen war es die Gelegenheit, einen Blick in die Zukunft der Schule und auch des FAGs zu werfen.
Das Vorbereitungsteam konnte Dr. Patrick Bronner vom Seminar für Didaktik und Lehrerbildung in Freiburg gewinnen. Er ist Lehrer für Physik und Mathematik am Friedrich-Gymnasium in Freiburg und für seine weitreichenden Veröffentlichungen und Vorträge zum Thema Digitale Schule in ganz Deutschland bekannt. Er setzt sich in der neuen digitalen Schulwelt sehr für eine Kultur des Teilens ein. Deshalb sind seine Vorträge auch online verfügbar. Im Bereich der Digitalisierung ist die Entwicklung so schnell, dass man nur mithalten kann, wenn man informiert und sich informieren lässt. Für die Schule gesprochen bedeutet das besonders, dass sich Kollegen gegenseitig fortbilden.
Wohin geht nun wohl der Weg in der Schule? Ist die Tafel tot? Laut Bronner kann das Ziel nicht sein, dass die Schüler und Schülerinnen 100% ihrer Unterrichtszeit vor dem Tablet verbringen. Für ihn ist ein Drittel einer Stunde eine angemessene Zeit. Zu aller Erstaunen ist - laut Bronner - auch das Schulbuch nicht tot. Wenn Schüler auf dem Tablet Aufgaben lösen sollen, müssten sie ja bei einem digitalen Buch den Bildschirm teilen etc. Auch das Papier verschwindet nicht aus dem Schulalltag. Auch weiterhin werden Lösungen auf Blöcken angefertigt. Aber was kann nun das Tablet? Wenn es lediglich dazu dient, analoges Material digital darzustellen, ist sein Einsatz verfehlt. Es soll auch nicht nur zum Drillen von Stoff dienen. Es geht darum, über Apps kreative Prozesse anzustoßen. Wichtig ist Bronner dabei, dass Schüler und Schülerinnen immer mindestens zu zweit an einem Projekt arbeiten, da Kommunikation als Skill immer wichtiger wird. Insgesamt geht es in Zukunft nicht mehr nur um Wissen, sondern darum, dass Schüler Kompetenzen lernen, mit sie sich auf einer sich schnell ändernden Arbeitswelt behaupten können. Dazu gehört nach seiner Meinung auch, die Integration von künstlicher Intelligenz (KI) in den Unterricht. ChatGTP ist bereits Teil unserer Lebenswelt. Verbote werden daran nichts ändern. Wir alle, auch die Schule, müssen lernen damit umzugehen. Das bedeutet neben der Anwendung auch das Lernen des kritischen Umgangs mit den Möglichkeiten der KI. In der digitalen Schule wird KI auch ein Teil der Prüfungskultur sein.
Nach dem Vortrag machten sich die einzelnen Fachschaften Gedanken darüber, wohin der Weg für sie digital geht, welche Apps man verwenden könnte, welche Projekte geeignet sind. Aber es ging auch darum, was analog sein muss. Heiß diskutiert wurde natürlich ChatGPT: noch schlauer als Google ist es für die Schulen sicher eine Herausforderung. Aber Patrick Bronner hat den Weg ja schon gewiesen: die Schule entscheidet sich nicht gegen KI sondern für einen Weg mit künstlicher Intelligenz.
Was sind nun die Voraussetzungen? BYOD – bring your own device – geht nicht. Alle an der Schule Beteiligten brauchen eine einheitliche Ausstattung, jeder muss das gleiche Tablet mit den gleichen digitalen Vorgaben haben. Nicht alles muss installiert sein, denn manche Apps kann man auch temporär „leihen“. In einem funktionieren System kann man sie etwa einer Klasse zentral aufspielen lassen. Voraussetzung für einen guten Tablet-Unterricht ist auch, dass es zusätzliche Flächen für kleine Arbeitsgruppen gibt, damit sich diese aus dem großen Klassenverband für eigene Projekte lösen können. Und natürlich ist ein gutes Internet und guter technischer Supportfirma von außen wichtig. Es gibt also viel zu tun. Das gilt auch für die Träger der Schulen.
Nachmittags taten die Lehrer und Lehrerinnen das, wozu sie von Patrick Bronner aufgefordert worden waren: sie bildeten sich gegenseitig fort. Es gab Workshops von FAG-Lehrerinnen und -Lehrern etwa zu Bookcreator, zum Tablet als digitale Tafel und zu Video- und Audioproduktionen mit Schülern. Externe Referenten sprachen über Digiscreen, H5P, MathCityMap und – besonders begehrt – ChatGPT. Hier konnte man ausprobieren: Arbeitsblätter erstellen, Debatten vorbereiten, Bilder wie Van Gogh malen.
Nach einem sehr spannenden und abwechslungsreichen Tag sind nun alle für „die neue Zeit“ gewappnet. Packen wir es an!