Internationales Fußballschauen

Endlich wieder Schüleraustausch am FAG

Nach zwei langen Jahren “ohne“ haben nun im Oktober endlich wieder die traditionellen Schülertausche der zehnten Klassen des FAGs stattgefunden. Selbstverständlich war das nicht, denn schon das Schullandheim der 6. Klasse und die Studienfahrten der JI im Sommer hatten gezeigt, dass die Pandemie immer noch mitreist. Im Sommer konnten erkrankte Schüler und Schülerinnen von ihren Eltern abgeholt werden. Aber Fidenza in Italien liegt 634 Kilometer entfernt und Łódź in Polen sogar 991 Kilometer. Was privat eine Risikoabwägung ist, bleibt für die begleitenden Lehrerinnen einfach ein Risiko. Was passiert, wenn ein Schüler erkrankt oder etwa eine Lehrerin?
Aber die Vorfreude auf den Austausch gewann dann doch die Oberhand, er wurde eine Lehrerin als Springerin festgelegt und schon ging es los. An aufeinanderfolgenden Tagen fuhren 24 Schüler und Schülerinnen mit Petra Neher und Katharina Wetz in den Süden, 14 mit Bibiana Hoffmann-Wollensak und Christina Müller über Berlin gen Osten. Alle waren ein bisschen aufgeregter als in anderen Jahren, auch etwas angespannter bei der Ankunft. Schließlich war dies ihr allererster Austausch. Nur ein paar J1- Schülerinnen waren schon mit in Eastbourne gewesen und wussten, wie es sich anfühlt, zu einer fremden Familie zu kommen: die Freude, aber auch die Angst sich nicht verständigen zu können oder gar etwas falsch zu machen. Aber das Programm war hüben und drüben so abwechslungsreich, dass die Schüler und Schülerinnen gar keine Zeit für solche Sorgen hatten.


PolenbesuchIn Polen war der traditionelle Lehrertag wie in anderen Jahren Anlass für die Reise an das IX. Liceum Ogólnokształcącego Jarosława Dąbrowskiego in Łodz: die neuen Schüler und Schülerinnen schwören einen Eid auf die Schulordnung und dann bekommen die Lehrer und Lehrerinnen Geschenke von den Schülern und Schülerinnen als Zeichen des Respekts und der Dankbarkeit. Ganz oben auf der Hitliste stehen lange, oft rote Rosen und Schokolade. Auch für die FAG-Lehrerinnen gab es von den deutschen Schülern und Schülerinnen Süßigkeiten. Auch sie kamen traditionell in weiß-schwarzer Kleidung.
Besuch in der Käserei in FidenzaDer Termin des Besuches des Liceo Paciolo D’Annunzio in Fidenza ist ebenfalls an ein festes Ereignis geknüpft: im Oktober feiert Fidenza mit einem großen Stadtfest mit Buden und Verkostungen das Patrozinium des heiligen San Donnino. Der Heilige Donnino ist der Schutzheilige der Pilger, denn Fidenza liegt an der Via Francigena und noch heute sieht man Pilger mit ihren Muscheln.Der Höhepunkt des Festes ist die Weitergabe eines Brotleibes in einer langen Schlange durch die gesamte Altstadt.
WarschauWährend die Schüler und Schülerinnen in Łodz den Ganztagsausflug nach Warschau (Foto links vor dem rekonstruierten Warschauer Schloss) machten, ging es in Italien nach Mailand. Aber auch kleiner Ausflüge standen auf dem Programm: in Polen mit einem Besuch des Lagers der polnischen Kinder im Gebiet des ehemaligen Ghettos in Łodz. FidenzaHierbei handelt es sich nicht um ein jüdisches Lager, sondern hier wurden polnische Kinder von ihren Familien abgesondert. In Fidenza gab es wie schon in anderen Jahren eine Führung durch eine Parmiggiano Regiano Käserei. Besonders beeindruckend waren die Regale, auf denen die Käselaibe bis unter die Decke gestapelt waren. Und selbstverständlich ging es in Italien auch an den Strand.


StadtratNatürlich wurden beide Gruppen jeweils groß im Rathaus empfangen: in Łodz von dem Vorsitzenden des Lodzer Stadtrats, Professor Marcin Golaszewski, einem Germanisten und ehemaligen Schüler des IX. Liceums, und in Fidenza von Bürgermeister Andrea Massari (Foto links mit dem Schulleiter Ciro Marconi). Die Tage waren schnell um. Hier wie dort war die Begeisterung groß und die Trauer beim Abschied noch nicht so greifbar, denn man würde sich ja in Vaihingen wiedersehen.

Für die Polen ist der Austausch nun schon vorbei, denn in der vergangenen Woche hat der Gegenbesuch der polnischen Schüler und Schülerinnen in Vaihingen stattgefunden.
Die 14 polnischen Schüler und Schülerinnen mit ihren Lehrerinnen Viola Kruk und Beata Golis kamen mit dem Sindbad-Bus am Sonntag morgen am Stuttgarter Flughafen an.
Fast eine Stunde zu spät und das am ersten wirklich kalten Tag dieses Winters. In Polen waren sie 17 Stunden vorher bei Schnee losgefahren. Fidenza beim BürgermeisterDen Sonntag verbrachten die polnischen Schüler und Schülerinnen bei ihren Gastfamilien, die sich schöne Programmpunkte vorgenommen hatten: Plätzchen backen, Maulbronn, Weihnachtsmarkt in Esslingen oder Christmas Garden in der Wilhelma.
Am Montag waren die polnischen Schüler dann zum ersten Mal in der Schule und wurden von Schulleiter Stephan Damp empfangen. Ab 11 Uhr gab es in Vaihingen das Stadtspiel und hinterher ging es zu den Kürbissen, dem Märchengarten und natürlich zum Weihnachtsmarkt nach Ludwigsburg. Der traditionelle Empfang beim Oberbürgermeister fand leider nicht statt. Am Dienstag standen Stuttgart mit kleiner Stadtführung, Mercedesmuseum und natürlich wieder dem Weihnachtsmarkt auf dem Programm.
KZ in Vaihingen/Enz

Der Mittwoch galt mit dem Film Der Pianist des Łodzer Regisseurs Roman Polanski über den Warschauer Ghetto-Aufstand und den Warschauer Aufstand dem Gedenken an die schlimmen Jahre der deutsch-polnischen Geschichte. Auf dem neuen Radweg und den alten Spuren ging es danach zum KZ-Friedhof, wo die Schüler und Schülerinnen mit Rosen und Kerzen den Ort auf sich wirken ließen. Auch dieses Mal zählten sie wieder die vielen polnischen Namen auf den Stelen der Opfer. Nach einem freien Nachmittag war der Wunsch groß, das Fußballspiel Polen gegen Argentinien gemeinsam zu erleben. Und so gab es eine spontane Nachtaktion in der Schule. Wir erinnern uns: Polen hat verloren und kam weiter. Am nächsten Morgen waren alle Chips beseitigt, alle Flaschen und Dosen entsorgt und die Gruppe auf dem Ganztagesausflug nach Heidelberg. Die deutschen Schüler und Schülerinnen mussten im Schloss einen Mord lösen, die polnische Gruppe hat sich in ihrer Muttersprache mit Aberglauben beschäftigt.
Und da war er also schon, der letzte Abend. Wieder Fußball, diesmal zu Hause: Deutschland hat gewonnen, aber…


Am letzten Tag stand noch die Dokumentation an. Das Deutsch-Polnische Jugendwerk wurde 1991 nach dem Vorbild des Deutsch-Französischen Jugendwerks Dokumentationgegründet, um die Begegnung zwischen deutschen und polnischen Jugendlichen zu fördern. Mit Plakaten die Gruppe die Tage in Deutschland noch einmal an sich vorbeiziehen. Viel zu schnell ging alles vorbei. Vanesa Koeva vom FAG: „Es ist unglaublich, was man in zwei Wochen alles erleben kann.“ Eine polnische Schülerin, Julia Sielska, nahm sogar an einer deutschen Lehrprobe teil. JuryUnd auch für die polnischen Lehrerinnen (Foto: 4.v.l Viola 5.v.l. Beata), beide unterrichten Deutsch, gab es noch ein Highlight zum Schluss: sie saßen mit in der Jury des Vorlesewettbewerbs am FAG. Für sie ging ebenfalls eine ereignisreiche Woche viel zu schnell zu Ende. Am Flughafen hatten die Lehrerinnen Tränen erwartet. Aber die Stimmung war so gut, dass alle dem abfahrenden Bus nachwinkten. Und doch war allen klar: solche zwei Wochen erleben sie nicht noch einmal wieder.

Aber nun freuen sich erst einmal die Schülerinnen und Schüler des Italien-Austauschs auf ihren Gegenbesuch im Mai.