FAG verabschiedet 88 Abiturienten
Vaihingen (my) Jedes Abitur ist einzigartig. Und dennoch ist man geneigt, den scheidenden Abiturienten des Jahrgangs 2020 einige Alleinstellungsmerkmale zuzubilligen, die sie unverwechselbar und ihre Prüfung zu einer historischen werden lassen.
Mit der Feststellung, das Leben eines FAG-Schülers beginne und ende eigentlich in der Stadthalle, erinnerte Rainer Geppert, stellvertretender Schulleiter des Friedrich-Abel-Gymnasiums, daran, dass der Ort, der am Mittwochabend für die Überreichung der Abiturzeugnisse gewählt werden musste, ein sehr ungewöhnlicher war. Die Halle im See in Kleinglattbach bot – anders als die Stadthalle – die Möglichkeit, wenigstens im kleinen Rahmen und unter Berücksichtigung der geltenden Abstandsregeln der feierlichen Übergabe der Zeugnisse einen gewissen Glanz zu verleihen.
Dank moderner Technik waren über Videoeinspielungen Wortbeiträge sowie musikalische Akzente des ehemaligen Leistungskurses Musik möglich und ließen die coronabedingten Einschränkungen fast vergessen.
So rückte Rainer Geppert auch nicht den Blick auf drei Monate Virus in den Mittelpunkt seiner Rede, sondern nahm ganz bewusst die zurückliegenden acht Jahre Gymnasialzeit in den Fokus und stellte die rhetorische Frage: „Wie nennt man eigentlich Leute, denen nach dem Abitur die Welt offen steht?“ Denn Schülerinnen und Schüler seien sie nicht mehr, die jungen Menschen, die mit dem Abiturzeugnis in eine flüchtige Lebensphase des Übergangs einträten, so Geppert. Diese sei vergleichbar mit dem Rauch, der im Abi-Motto des Jahrgangs angesprochen werde: „ABI ‚n smoke“.
Er verabschiede also gewissermaßen 88 „Up-in-Smokers“, stellte Geppert fest und verband diese Aussage mit einer Rück- und einer Vorausblende. Die Schulzeit sei prägend fürs Leben, meinte er. Aber er wagte auch einen Blick in das, was nun kommen könnte, obwohl – frei nach Karl Valentin – Prognosen schwierig seien, besonders, wenn sie die Zukunft beträfen. In der aktuellen Situation mische sich in die Freude über das Erreichte auch ein mulmiges Gefühl der Verunsicherung. Das sei normal, sagte Geppert. Aber das Abi-Denkmal, das an der Saaldecke befestigt war, zeige: Das FAG stehe mitten in der Welt. „Stellt euch vor, was alles möglich ist!“, lautete deshalb seine Aufforderung an die Absolventen.
Diesen Blick nach vorn untermauerten die Beiträge der Vorsitzenden des Elternbeirats, Susanne Schumacher, und des Elternvertreters der Jahrgangsstufe 2, Hans-Peter Schüle. Susanne Schumacher ließ Wörter des Jahres aus den vergangenen zwei Jahrzehnten Revue passieren. Sie vermutete, „systemrelevant“ könnte für das Jahr 2020 gewählt werden und bescheinigte allen Abiturienten, systemrelevant zu sein.
Hans-Peter Schüle zollte dem Jahrgang zunächst seinen Respekt fürs Durchhalten während des Lockdowns und war überzeugt, dass dieses Abitur in die Geschichte eingehen werde. Dabei knüpfte er zugleich jede Menge Bitten und Wünsche an diese Feststellung. Denn wer eine gymnasiale Bildung habe genießen dürfen, von dem erwarte man auch, dass sich das erworbene Wissen, das erlernte analytische und kritische Denken, Toleranz und das Feuer des Lernens sich in einem selbstbestimmten und verantwortungsvollen Leben widerspiegelten.
Merit Neibig, die als Trägerin des Scheffelpreises die Abirede halten durfte, schien das auch prompt zu bestätigen. Nicht nur, dass sie reflektiert und kritisch ihr Leben als Schüler und Mensch durchdachte. Sie schloss mit der Überzeugung: „Das Leben wartet auf dich!“ Ein Satz, der in ihrem Fall ganz besonders zu gelten scheint, denn Merit Neibig hat den Traumschnitt von 1,0 mit einer Punktzahl erreicht, wie sie am Friedrich-Abel-Gymnasium noch nie zuvor errechnet werden konnte! Einzigartig!