Austausch mit der Partnerschule in Polen
Gerade laufen die Anmeldungen für den nächsten Schüleraustausch des Friedrich-Abel-Gymnasiums mit der Partnerschule in Polen, organisiert und begleitet von Herrn Setzer und Frau Geiser. Die Anmeldung ist möglich bis zum 12.04.2024. Ein Grund, um die Erinnerungen an den letzten Austausch zu teilen. Seit 2005 sind das IX. Liceum in Łódź und das FAG in Vaihingen an der Enz Partnerschulen.
Der Besuch der polnischen Schülerinnen und Schüler in Vaihingen an der Enz Vom 24. bis 29. September 2023 waren 14 polnische Schülerinnen und Schüler mit ihren Lehrerinnen Beata Golis und Violetta Krug zu Besuch in Vaihingen an der Enz. Ein Team aus sieben Lehrkräften und 14 Schülerinnen und Schülern mit ihren Familien kümmerten sich um den Besuch aus Łódź.
Die polnischen Schülerinnen und Schüler wurden am Sonntagmorgen am Busterminal in Stuttgart von den Gastfamilien in Empfang genommen und verbrachten den Tag mit ihren Austauschschülerinnen und -schülern. Am Montagvormittag wurden sie vom Schulleiter des Friedrich-Abel-Gymnasiums, Herr Damp, begrüßt, bekamen gruppenbildende Aufgaben in Form einer Fotorallye und schnupperten in den Unterricht hinein. Nachmittags ging es mit Frau Müller und Frau Nill zur weltgrößten Kürbissausstellung im Blühenden Barock in Ludwigsburg.
Für Dienstag stand ein größerer Ausflug an. Begleitet von den beiden Lehrern Herr Flaig und Frau Scharsich ging es an den Bodensee. Den Vormittag verbrachte die Gruppe auf der Insel Mainau und den Nachmittag in Konstanz.
Der Mittwoch stand im Zeichen der deutsch-polnischen Geschichte. Die Schülerinnen und Schüler schauten den Film „Der Pianist“, der auf der Autobiographie des polnisch-jüdischen Pianisten Władysław Szpilman basiert und die Besetzung Polens durch die Deutschen 1939 und die Verfolgung der jüdischen Bevölkerung behandelt. Danach besuchte die Gruppe zusammen mit Herrn Walf die KZ-Gedenkstätte in Vaihingen an der Enz. Die Schülerinnen und Schüler waren sehr berührt davon, dass auch polnische Familiennamen auf den Erinnerungssteinen stehen und manche in Łódź geboren wurden. Anschließend machte die Gruppe ein von Herrn Walf erstelltes Stadtspiel, um Vaihingen an der Enz besser kennenzulernen.
Der Donnerstag begann mit einer Führung mit Frau Geiser durch das Porschewerk mit anschließendem Besuch des Porschemuseums in Stuttgart. Danach ging es über den Marienplatz mit der Zacke hoch zum Fernsehturm. Den letzten Vormittag verbrachte die Gruppe bei gemeinsamem Brezelfrühstück in der Schule. Dabei wurden Plakate zu den Unternehmungen der Woche gestaltet und für die Schulgemeinschaft im Foyer ausgestellt. Zudem wurde die Gruppe vom Oberbürgermeister von Vaihingen an der Enz, Uwe Skrzypek, ins Rathaus eingeladen. Diesen Besuch hat Frau Gellink organisiert. Die Beauftragte der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Martina Fischer, begrüßte die Schülerinnen und Schüler herzlich und informierte sie im Sitzungssaal über die Stadt Vaihingen an der Enz. Nach dem Vortrag bekamen die polnischen Schülerinnen und Schüler Postkarten von Vaihingen an der Enz geschenkt, die bereits frankiert waren, um sie an ihre Familien Zuhause zu schicken. Anschließend nahm sich auch Oberbürgermeister Uwe Skrzypek die Zeit, die Gruppe kennenzulernen, von seinen Aufgaben als Oberbürgermeister zu berichten und die Fragen der Schülerinnen und Schüler zu beantworten. Der Tag endete mit dem tränenreichen Abschied am Abend. Tröstend für alle war, dass zwei Wochen später, vom 14. bis 21. Oktober, der Besuch in Polen anstand.
Der Besuch der deutschen Schülerinnen und Schüler in Łódź
Noch etwas müde, aber auch aufgeregt und voller Vorfreude auf das Wiedersehen mit der polnischen Austauschgruppe, stiegen am Samstagmorgen kurz nach fünf 14 FAGler aus den zehnten Klassen mit ihren beiden Begleitlehrkräften Herrn Flaig und Frau Müller in den ICE in Richtung Berlin. Nach fast vierzehnstündiger Reise sorgte der herzliche Empfang in Łódź für ausgelassene und gute Stimmung, die die Woche über immer wieder zu spüren war, z.B. wenn mal wieder ein „Grrruppenfotoooo“ gemacht werden sollte. Die beiden polnischen Lehrerinnen hatten sich ein tolles und vielseitiges Programm ausgedacht: Neben Lebkuchenbacken und -verzieren in Toruń, der Geburtsstadt von Kopernikus, und dem Entdecken der wunderschönen historischen Altstadt in Kleingruppen, gab es in Łódź natürlich auch viel zu sehen und zu erleben. Das Experimentarium in der Manufaktura (großes Einkaufs- und Erlebniszentrum) beeindruckte durch optische Täuschungen und andere spannende Versuche. Der Zoo lud nicht nur wegen der Tiere zum Verweilen ein. Über die besuchte Ballettaufführung gingen die Meinungen auseinander, eine spannende und für viele neue Erfahrung war sie aber auf jeden Fall und die drei sehr unterschiedlichen Stücke polnischer Komponisten waren beeindruckend inszeniert!
Nicht zu vergessen der sogenannte „Lehrertag“, der in ganz Polen jedes Jahr am 14. Oktober begangen wird und dieses Jahr, da er auf einen Sonntag fiel, auf den Montag verschoben wurde. Die Erstklässler am Liceum (entspricht in Deutschland der neunten Klasse) schwören bei einer festlichen Zeremonie u.a., dass sie gute Schülerinnen und Schüler sein wollen und die Lehrkräfte bekommen im Anschluss Blumen und Schokolade geschenkt.
Auf den Spuren deutscher Fabrikanten, die sich im 19. Jahrhundert in Łódź niederließen und die Stadt durch ihre Textilunternehmen stark prägten, besichtigte die deutsch-polnische Gruppe außerdem die im Stil des 19./20. Jahrhunderts schick eingerichtete Villa des Fabrikanten Herbst, ein Hochzeitsgeschenk seines Schwiegervaters. Ein Spaziergang durch das Viertel zeigte, dass es neben den wohlhabenden Fabrikanten zu der Zeit auch viele Arbeiterinnen und Arbeiter gab, die in sehr viel einfacheren Verhältnissen lebten. Bei einem Workshop in der „Weißen Fabrik“ (ein ehemaliges Gebäude der Textilindustrie) beschäftigte sich die Austauschgruppe mit der Frage, was in einer Gesellschaft zu Ausgrenzung führen kann. Es wurde deutlich, wie wichtig Toleranz und Akzeptanz für das Zusammenleben einer Gemeinschaft ist. Da in Łódź vor dem Zweiten Weltkrieg neben der polnischen Bevölkerung auch viele Deutsche lebten und es neben der christlichen Religionszugehörigkeit auch viele Menschen jüdischen Glaubens gab, ist diese aktuelle Thematik eng mit der Geschichte der Stadt verbunden.
Ein Stadtrat, ehemaliger Schüler des IX. Liceums (Partnerschule des FAG), verdeutlichte dies bei einem sehr freundlichen Empfang im Rathaus mit einer eindrücklichen Erzählung von seiner Großmutter. Dass ein friedliches Zusammenleben der Nationen und Religionen leider keine Selbstverständlichkeit ist, führte ein Spaziergang durch das Stadtviertel, in dem von 1942–1945 ein von Deutschen errichtetes Arbeitslager für polnische Kinder und Jugendliche war, sowie ein anschließender Besuch im dazugehörigen Museum deutlich vor Augen.
Umso schöner war zu sehen, wie gut sich die deutsch-polnische Austauschgruppe verstand und mit wie viel Offenheit und Interesse sich die Jugendlichen begegneten. Am vorletzten Abend gab es bei einem polnischen Schüler noch eine Party für alle und die Familie hatte u.a. extra typisch polnisches Essen vorbereitet. Der Abschied am kommenden Samstagmorgen fiel nicht leicht. Der Gegenbesuch in Deutschland ist ja leider auch schon vorbei. Aber in Kontakt bleiben kann man ja zum Glück trotzdem! Und die Erinnerungen an eine erlebnisreiche Woche bleiben. Im nächsten Schuljahr haben dann die jetzigen Neuner die Möglichkeit ihre eigenen Erfahrungen zu sammeln!