Orleon 2022

Philippa Kiesel aus Klasse 9d berichtet von ihrem 3-monatigen Austausch in Frankreich mit dem Brigitte Sauzay-Programm

Seit dem 26. Februar, also seit 5 Wochen, bin ich nun schon in Ouzouer-sur-Loire in Frankreich. Anfangs hatte ich Probleme mit dem Verständnis, da die Leute hier sehr schnell und undeutlich reden. Doch ich habe mich gut angepasst und an das Leben in Frankreich gewöhnt.


Ich gehe hier auf das Collège Geneviève de Gaulle-Anthonioz in Les Bordes. Das Schulleben ist anders als in Deutschland. Jeden Morgen nimmt man den Schulbus, der einen direkt zur Schule bringt. Um die Schule betreten zu können, muss man sein „Carnet“, ein Heft zur Vermittlung zwischen Schule und Eltern, vorzeigen, um zu beweisen, dass man auf dieser Schule ist. Wenn alle Schüler das Gelände betreten haben, werden die zwei Tore geschlossen, sodass niemand mehr hinein oder hinaus gehen kann.

Als Schüler kann man die Schule erst nach dem Unterrichtsschluss verlassen, es sei denn, man hat z.B. einen Arzttermin oder man ist krank. Auf dem Carnet wählen die Eltern auch mit Farben aus, wann das Kind die Schule betreten und verlassen darf:

Grün bedeutet, dass das Kind nur zur Zeit des Unterrichts in der Schule sein muss, also wenn die ersten oder letzten Stunden entfallen, darf es selbstständig später kommen oder früher gehen.

Gelb bedeutet, dass das Kind vom Schulbeginn um 8.30 Uhr bis zum Schulschluss um 17.05 Uhr in der Schule sein muss, aber selbstständig kommen und gehen darf.

Rot bedeutet, dass das Kind von 8.30 bis 17.05 Uhr in der Schule sein muss und von den Eltern abgeholt werden muss.

Eine Unterrichtsstunde dauert 55 Minuten und es wird durchgehend in Stille gearbeitet. Hier haben die Schüler deutlich weniger Freiheit als in Deutschland, die Toiletten sind während des Unterrichts abgeschlossen, sodass man nur in den Pausen auf die Toilette gehen kann. Auch in der Mittagspause kann man nicht einfach das Schulgelände verlassen und etwas Essen gehen, sondern man isst an zugeteilten Tischen in der Kantine.


Nach dem Essen hat man noch kurz Pause und dann hat man noch 3 Stunden Schule und kann danach den Bus nach Hause nehmen. Gegen 17.45 Uhr kommen wir dann meistens bei meiner Austauschpartnerin Lucie an. Wir machen danach unsere Hausaufgaben. Ich mache sowohl die Aufgaben, die ich aus Deutschland geschickt bekomme, als auch ein paar aus dem Collège hier. Z.B. im Mathe-, Englisch- und Deutschunterricht kann ich auch mitmachen und somit mache ich auch die Hausaufgaben. Lucie arbeitet sehr viel für die Schule, da sie viele Aufgaben bekommt und auch viel davon benotet wird. In Frankreich isst man erst zwischen 20.30 und 21.30 Uhr zu Abend und danach lernt Lucie meistens noch auf Arbeiten. In der restlichen Zeit, in der ich nichts zu tun habe, telefoniere ich oft mit meiner Familie oder Freunden in Deutschland.

So sieht unter der Woche jeder Tag aus, außer mittwochs, denn da haben wir schon um 12.30 Schulschluss. Mittwochnachmittag unternehmen wir immer etwas mit Freunden. Z.B. gehen wir oft nach Dampierre-en-Burly, wo es einen Skatepark gibt. Dort treffen wir dann Freunde aus der Schule und verbringen den Nachmittag dort. Einmal waren wir auch mit einer Freundin in Gien auf der „Fête Foraine“, einem Jahrmarkt.


Am Wochenende waren wir schon zweimal in Orléans, wo wir sowohl in verschiedenen Geschäften waren als auch die schönen Gebäude angeschaut haben. Denn Orléans hat einen Teil, der Paris sehr ähnelt, und einen Teil, in dem die Häuser aussehen wie im Elsass. Orléans gefällt mir sehr. Am 9.4. werden wir nach Paris gehen, worauf ich mich auch sehr freue.
An den anderen Wochenenden haben wir einmal die Eltern meines Gastvaters und einmal die Familie meiner Gastmutter besucht. Sonst machen wir auch oft etwas mit Freunden. Da die Eltern meiner Austauschpartnerin getrennt sind, wechseln wir jeden Montag nach der Schule das Haus, sodass es auch an jedem Wochenende anderes Programm gibt. Lucie hat zwei Brüder. Der Größere, Martin, bleibt immer bei dem Vater, aber der Jüngere, Justin, wechselt immer mit uns. Sie hat auch noch eine große Schwester, Eva, sie ist 19 Jahre alt und studiert in Nancy.


Ich vermisse die Freiheit in Deutschland und fühle mich in der Schule auch etwas beobachtet, da immer und überall Aufsichten sind. Aber das Essen in Frankreich ist sehr lecker. Man isst immer eine Vorspeise, einen Hauptgang und einen Nachtisch und dazu noch Baguette. Dies werde ich, wenn ich wieder zurückgehe, vermissen, genauso wie die Freunde, die ich hier gefunden habe. Am 24. April fahre ich wieder zurück. Ich freue mich auf zuhause, aber ich denke, dass mir der Abschied trotzdem schwerfallen wird.

Foto: Philippa (Mitte) mit ihrer Freundin Jade und Ihrer Gastschwester Lucie (r.) in Orléans