Abitur 2021 - ein besonderes Abitur!
Wenn die Sonne aufgeht, hängen an der Überdachung des FAG viele Banner wie Wäsche im Wind: Auf die Plätze, Abi, los! Gib alles! Go for it! … und es ist der erste Tag des Abiturs: Deutsch.
Alles scheint zu sein wie immer, aber so ist es nicht - nicht wegen der neuen Abiturformate und auch nicht, weil es schon das zweite Corona-Abitur ist.
Fangen wir mit dem neuen Abitur an. Zum ersten Mal mussten dieses Jahr nicht alle Schüler ein Deutsch-Abitur schreiben. Nur wer den fünfstündigen Kurs belegt hat, startete am 4. Mai mit der schriftlichen Deutsch-Prüfung ins Abitur; alle anderen werden im Juli eine mündliche Prüfung ablegen. So reichte um 9 Uhr morgens auch die FAG-Turnhalle aus, um alle 37 Schülerinnen und Schüler mit ausreichendem Mindestabstand gut unterzubringen. Die Abiturientinnen und Abiturienten waren vor dem Start natürlich aufgeregt, das kann man an dem Foto gut erkennen: Die Mappen liegen schon auf dem Tisch, sind aber noch geschlossen, die Aufsicht sitzt bereits hinten an ihrem Platz. Herr Geppert ist auf dem Weg nach vorn, ein letztes Wort nach rechts und nach hinten. Gleich würde es still und das Abitur eröffnet werden. Ihr Vesper mussten die Abiturienten dieses Jahr selber mitbringen - und zum Essen durfte dann auch die Maske kurz runter.
Und was ist neu am Corona-Abitur? In allen Fächern haben die Lehrerinnen und Lehrer dieses Jahr die Möglichkeit, bei den Aufgaben für ihre Schüler eine Auswahl zu treffen. Deshalb waren die Fachlehrer schon lange vor Sonnenaufgang in der Schule, prüften die Aufgabenstellungen und wählten das aus, was ihnen am geeignetsten für ihre Schüler erschien. So konnte es etwa bei den literarischen Schwerpunktthemen im Deutsch-Abitur um Zweifel an der Selbstständigkeit und Selbstbestimmung der Protagonisten in E.T.A. Hoffmanns „Der goldne Topf“ und Herrmann Hesses „Der Steppenwolf“ gehen. Oder man interpretierte Thomas Bernhards Kurzprosatext „Von einem Nachmittag in der großen Stadt“. Alternativ gab es auch noch die Möglichkeit, den Zeitungsartikel „Der Selbstbetrug in der digitalen Selbstverwirklichung - über das Elend des Nicht-vergessen-Könnens“ zu analysieren und dazu Stellung zu nehmen. Auch die Bearbeitungszeit wurde wegen Corona um 30 Minuten verlängert.
Bereits zu Beginn des Schuljahrs war der Termin des Abiturs Corona-bedingt auf einen späteren Termin verschoben worden. Zusätzlich hatten die Schülerinnen und Schüler in diesem Jahr die Auswahl zwischen dem Haupt- und dem Nachtermin. Zwei Wochen vor dem Abitur wurde der Unterricht für die Abiturienten auf Fern-Unterricht umgestellt, um die Anzahl der möglichen Kontakte zu beschränken. Und dann gab es ja auch noch das Testen. Sollte man sich testen lassen und damit sich und andere schützen? Aber der Test könnte ja auch ein positives Ergebnis liefern! Dann lieber nicht testen und auf alle Fälle das Abitur schreiben können? Diese zusätzlichen nervenaufreibenden Fragen so kurz vor der Prüfung hätte man lieber nicht gehabt. Und schließlich auch noch die Aufregung, dass getestete und ungetestete Abiturienten in verschiedenen Räumen ihre Prüfungen schreiben sollten... Am Ende ließen sich alle FAG-Abiturienten testen; für den Fall eines positiven Ergebnisses wurde noch die Möglichkeit eines beschleunigten PCR-Tests bereitgestellt. Das hat vielen die Entscheidung erleichtert.
82 Abiturienten und Abiturientinnen des FAG nehmen dieses Jahr in 14 Fächern teil. Nächste Woche endet das Abitur mit Mathematik, Biologie und Italienisch.
Aber zum Schluss bleibt doch vieles gleich wie sonst auch: die Erleichterung, dass die Prüfung vorbei ist, mehr oder weniger zufriedene Gesichter über die Themenauswahl und der Wunsch, endlich an die frische Luft zu kommen und ein Stück Freiheit zu genießen.